Wieder einmal sind in deutschen Landen Ausländer von Neonazis gejagt und zusammengeschlagen worden. Eigentlich ist das kaum noch eine Meldung wert, so häufig kommt es inzwischen vor. Die unmittelbaren Täter waren junge Leute aus dem Sächsischen; sie konnten unbehindert und ungestraft ihren nationalen Feldzug zelebrieren – so wie es vor 75 Jahren braune Horden schon einmal praktizierten, auch damals weitgehend unbehindert und vor allem ungestraft. Damals waren es ja »nur« Juden, die ihnen zum Opfer fielen; diesmal sind es ja »nur« Ausländer. Da mischte und mischt sich der brave Bürger doch nicht ein.
Die brüllenden und schlagenden Täter in Mügeln waren eine Minderheit – wie auch bei allen ähnlichen Ereignissen in der jüngsten Vergangenheit. Und wie vor 75 Jahren. Die Mehrheit stand heute wie damals am Straßenrand und sah ungerührt zu; manche sollen sogar applaudiert haben. Sie sind Täter, nicht besser als die Schläger, auch wenn sie sich nicht selbst die Hände schmutzig machten – heute wie damals. Der Sicherheitsdienst des Mügelner »Volksfestes« griff nicht ein, die Polizei kam spät, obwohl sie gewarnt war. Später leugneten Polizeiverantwortliche den neonazistischen Hintergrund der Tat und ermittelten »wegen schwerer Körperverletzung und Landfriedensbruch«. Ein Bürgermeister wollte sich gar nicht erst auf die Diskussion über fremdenfeindliche Gewalt einlassen und pries sein Städtchen als ein Stück idyllischen Sachsens. Auch sie alle sind Täter, weil Komplizen der Neonazis. Indem sie sie verharmlosen und entlasten, geben sie ihnen das Gefühl, letztlich doch richtig gehandelt zu haben. Sie vermitteln den Eindruck, derartige Übergriffe seien etwas Normales, über das sich niemand aufregen sollte. Und schaffen damit den Boden für die nächste ausländerfeindliche Attacke.
1000 NPD-Mitglieder soll es in Sachsen geben, aber bei der letzten Landtagswahl erhielt die Partei dort 190909 Stimmen. Von 100000 sächsischen Bürgern sind gerade einmal 75 in rechtsextremen Organisationen vernetzt. Mit einer solchen Minderheit könnte man schnell fertig werden, wenn man denn wollte. Doch eine Mehrheit, angefangen bei der verantwortlichen Politikern über die Polizei, die Justiz bis zu einer wachsenden Zahl einfacher Bürger will das offensichtlich nicht. Auch sie und nicht nur die brutalen Schläger sind Täter rechtsextremistischer Gewalt, denn ohne ihre Gleichgültigkeit und vielleicht sogar klammheimliche Freude über die Hatz auf Ausländer könnten die Neonazis nicht so stark und gefährlich werden.
Und? Wenn ich sowas lesen will, steht es in jeder Zeitung. Spar dir die Mühe. Du langweilst!
Deshalb sage ich ja immer, man muss nicht rechtsradikal oder Neonazi sein um ein Faschist oder Rassist sein zu können. Wenn wir das sauber trennen, dann kommen wir an die wirklichen Täter und Unterstützer heran.
Es braucht ja auch nur ein paar, die es tun, wenn die Untertanen alle zuschauen.
Gutes Überblicksposting zu Mügeln:
http://www.classless.org/2007/08/20/der-kleine-volksaufstand-von-mugeln/