Auf hübsche Art hat jüngst die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« (10.09.06, S. 36) die mentale Nähe – oder sollte man gar sagen: Kongruenz – von Leistungsempfängern und Leistungsträgern beschrieben. Die einen bedienten sich bei Hartz IV und folgten damit dem gesunden Menschenverstand: »Stütze, legaler Hinzuverdienst und ein bißchen schwarz, ohne sich zu sehr verausgaben zu müssen. Da läßt es sich doch recht entspannt durchwursteln. Warum sollte man darauf verzichten, wenn die Alternative härtere Arbeit bei geringerem Einkommen und womöglich der Spott des heimischen Hartz-IV-Milieus ist: Was, du arbeitest regulär? Wieso?«
Und die anderen, die Leistungsträger, die Steuerzahler? »Warum begehren sie nicht auf, wenn ihre Abgaben tendenziell steigen und ihre Heimat zunehmend ungemütlich wird?« fragt die FASZ und weist zwei Wege: Mitwirkung oder Flucht. Und da zeigt sich dann, dass auch die Elite weiß, was gesunder Menschenverstand empfiehlt – zumal, wie das Blatt nicht vergisst hinzuzufügen, Fluchttore und Ausweichmöglichkeiten größer werden: »Wem es unerträglich wird in diesem Land, der nimmt den Zug nach Österreich oder den Flieger in die Vereinigten Staaten. Wenn die Universitäten in diesem Land zu schlecht werden, weil ihnen das Geld fehlt, das für Sozialtransfers verwendet wird, dann studieren die Kinder eben in Großbritannien.« Ob man also Leistungsträger oder Leistungsempfänger ist, gesunder Menschenverstand – hier in Form von Verweigerung – setzt sich noch immer durch. Bei letzteren führt er laut FASZ allerdings in die »finanzielle Katastrophe«, während er ersteren wärmstens empfohlen wird: »Für Leistungsträger und Steuerzahler scheint es … zunehmend geboten, das Weite zu suchen.«