54 ehemalige MfS-Mitarbeiter sind von Anfang an in der BStU tätig gewesen – und sind es heute noch – von insgesamt 2200 BstU-Mitarbeitern. Und nicht nur das, wie Michael Beleites, der sächsische Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen, hervorhebt. »In den Jahren 1991/92/93 wurden überdurchschnittlich viele Mitarbeiter eingestellt, die eine systemnahe Stellung in der DDR hatten.« Verantwortlich dafür war damals Joachim Gauck. Statt seine Mitarbeiter aus den Tausenden von Opfern der Stasi-Verfolgung auszuwählen, holte er sich offenbar massenhaft Täter in die Behörde. Und was taten diese »DDR-Systemkader«? Michael Beleites weiß es: »Diese Mitarbeiter bestimmen bis heute das Klima in der Behörde und haben einen zumindest lähmenden Einfluss auf deren Arbeit.«
Die Stasiakten-Behörde das letzte Machtzentrum der Staatssicherheit selbst? Ein Abgrund von Landesverrat. Aber man hätte es voraussehen können. Denn wer ist eigentlich Joachim Gauck? Ist das nicht jener Rostocker Pfarrer, der sich so gar nicht als Oppositioneller hervortat, sondern schon in seinem ersten Gespräch mit einem Stasi-Mann 1985 versprochen hatte: »Ich werde unser Nest nicht beschmutzen.« Später bescheinigten ihm die MfS-Leute »realistische Züge« und die Absicht, »einen positiven Beitrag für die Lösung der von ihm angesprochenen und erkennbaren Probleme zu leisten«. Im November 1988 (!) stellten sie die operative Bearbeitung Gaucks ein, da »von ihm derzeit keine Aktivitäten ausgehen werden, die eine weitere Bearbeitung im OV erforderlich machen«.
War Joachim Gauck also in Wirklichkeit ein »Maulwurf« des MfS in der BStU? Und verteidigt er die Stasi weiterhin gegen die »Moral der Erleuchteten«, wie er seine Kritiker in einem Interview nannte? Michael Beleites und andere werden gewiss weiter nach einer Antwort auf diese schwerwiegende Frage suchen.