Als kurz nach der Wende die Schüler des Gymnasiums in Luckenwalde bei Berlin erfuhren, dass 1958 Rudi Dutschke an ihrer Schule Abitur gemacht hatte, wollten sie den späteren Aktivisten der 68er Studentenbewegung im Westen dadurch ehren, dass sie ihre Schule, bisher nach Lenin benannt, mit seinem Namen zu versehen gedachten. Eine große Koalition aus Ex-DDR-Establishment und Neu-Wessi-Bestimmern verhinderte das damals; stattdessen trägt das Gymnasium seither – gegen das Votum von Eltern und Schülern, die über Dutschke allerdings gar nicht abstimmen konnten – den Namen Friedrich des Großen. Nicht einmal eine kleine Gedenktafel an den berühmten Schüler wurde zugelassen; erst ein pfiffiger SPD-Bürgermeister setzte damals mit PDS-Hilfe eine solche Tafel vor der Schule, auf städtischem Boden, durch.
Das ist mehr als zehn Jahre her, und jetzt hat es Rudi Dutschke nicht nur zu einem Schulnamen im provinziellen Luckenwalde, sondern zu einem Straßennamen im Zentrum der Hauptstadt gebracht – und das mit klarer Mehrheit. 57,1 Prozent votierten dafür, dass die Straße am Axel-Springer-Haus nach ihm benannt wird, nur 42,9 Prozent waren dagegen. Zwar hat die CDU – schon in Luckenwalde die wütendste Gegnerin des wortgewaltigen Revoluzzers – Probleme, eine solche demokratische Entscheidung anzuerkennen, aber auch deswegen ist sie so hoffnungsvoll. Was in den 90ern nicht einmal in Luckenwalde ging, geht heute in Berlin – und noch dazu auf höherer Ebene.
sehr gut!