Seit langem haben deutsche Autobosse ihren Ruf vor allem dadurch ruiniert, dass sie technische Innovationen verschliefen – so zum Beispiel hinsichtlich sparsamen Kraftstoffverbrauchs und niedriger Abgaswerte. So ist es kein Wunder, dass deutsche Autofahrer beim CO2-Ausstoß mit fast zwölf Tonnen pro Kopf und Jahr in Europa an zweiter Stelle liegen und nur von Finnland übertroffen werden. Nin zeigt sich, dass sie nicht nur lernunfähig, sondern auch lernunwillig sind. Die Ankündigung der EU-Kommission, die Abgaswerte in Europa auf maximal 120 Gramm pro Kilometer festzulegen, quittieren sie mit wütendem Geschrei, »schwerste Verwerfungen in der Automobil- und Zuliefererindustrie« würden die Folge sein – und, die wohlfeilste Drohung, eine »Abwanderung zahlreicher Arbeitsplätze«. Wären die Autobosse weitsichtig, würden sie wissen, dass die Fortsetzung ihrer extensiven Luftverschmutzungspolitik eines Tages zu flächendeckenden und zeitlich ausgedehnten Fahrverboten führen würde, mit weitaus gravierenderen Folgen für die Autoproduktion. Aber das moderne Management hat sich angewöhnt, nur von einem Tag auf den anderen und an die schnelle Rendite zu denken; langfristige Erwägungen werden – sofern überhaupt angestellt – vom Tisch gewischt. Mindestens ebenso schlimm, wenn nicht noch schlimmer aber ist, dass unsere Politiker ins gleiche Horn stoßen. Während laut Wirtschaftsminister Glos die Pläne der EU-Kommission «gegen die deutsche Automobilindustrie … dringend gestoppt werden« müssen, stellt Verkehrsminister Tiefensee erst einmal unsinnige Bedingungen, um die Sache zu verzögern. Wundern muss einen das nicht. Seit einiger Zeit wissen wir ja, dass die Autobosse ganze Betriebsräte kaufen, um ihre Ziele durchzusetzen. Warum sollten sie nicht auch gegenüber der Regierung die gleiche Taktik anwenden?