Mit großflächigen Plakaten wird derzeit ein »Magazin für ganz Deutschland« angeboten; es trägt den urdeutschen Namen »Vanity Fair«. Auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten ist die deutsche Sprache längst als »uncool« an den Rand gedrängt; wer etwas auf sich hält, bedient sich englisch-amerikanischer Brocken, wenn er einmal etwas mitteilen will.
So unterhält die Deutsche Bahn, die aus ihrem DB-Kürzel längst das Deutsche beseitigt hat und es als »Die Bahn« verstanden wissen will, auf dem neuen Berliner Hauptbahnhof – der überraschend noch nicht »Central Station« heißt – einen »Service Point« statt der Auskunft und ein »Carsharing« statt des Auto-Verleihs. Natürlich arbeitet im Service Point ein Team und werden Fahrräder, nein: Hightech-Bikes, über einen Call-a-bike-service ausgeborgt. Wer die entsprechende Fahrkarte hat, kann sich in der DB-Lounge, einem gehobenen Wartesaal, betreuen lassen und wer ohne seine Kinder etwas erldigen will, dem hilft das Angebot »Kids on Tour«.
Und doch ist die Bahn ein Waisenknabe gegen die Telekom, die in ihren Werbeschriften offensichtlich den Ehrgeiz verfolgt, das Englische über das Deutsche dominieren zu lassen. »My T-Mobile« heißt schon das Heftchen, und das Inhaltsverzeichnis verweist auf. My Style, T-Mobile/home, Miles & More, My Brand, Entertainment, web’n’walk, Business usw. »Energize your life!« wird uns zugerufen und »Welcome to your Urban Life!« – und schließlich: »Pimp your mobile!« Alles klar?
Natürlich hat das Internet zu solcher Sprachverhunzung beigetragen, und auch dieser Blog kommt nicht ohne Anglizismen aus, auch wenn man statt Home durchaus Startseite und statt Blogroll Favoritenliste sagen könnte. Die UNESCO jedenfalls sah sich bereits gezwungen, einen »Tag der Muttersprache« auszurufen – den heutigen 21. Februar. Er geht auch uns etwas an, denn noch wird zwar an den Schulen Deutsch als Muttersprache unterrichtet, aber leider mit begrenztem Erfolg, wie die Pisa-Studie auswies. Schon jetzt geht mancher mit seiner Muttersprache um, als sei sie für ihn eine Fremsprache.
Siehe auch:
Schreckliche Moden und bedrohte Wörter (Schwabmünchner Allgemeine vom 21.02.2007)
Die UNESCO hat den „Tag der Muttersprache“ keineswegs eingeführt, weil sie sich durch ein paar englische Lehnwörter im Deutschen dazu gezwungen war, sondern um auf den weltweit drohenden massiven Verlust sprachlicher Vielfalt aufmerksam zu machen. Wer genaueres erfahren will findet im Bremer Sprachblog Informationen über den Tag der Muttersprache und das Sprachsterben.