Wenn jemand Israels Politik gegenüber den Palästinensern kritisiert, weichen israelische Politiker gern in die Vergangenheit aus. Sie verweisen dann auf den Holocaust und bewerten solche Kritik schnell als so etwas wie dessen zumindest geistige Fortsetzung, zumindest aber als Antisemitismus – wenn nicht beides überhaupt gleichgesetzt wird. Und noch schlimmer ist es, wenn sich ein solcher Kritiker dazu verleiten lässt, ebenfalls in die Vergangenheit hinabzusteigen und Parallelen von Israels Vorgehen gegen Palästinenser zur Judenvernichtung zu ziehen, wie das jüngst deutsche katholische Bischöfe bei einer Pilgerreise nach Israel taten.
Solche Vergleiche können natürlich nur falsch sein – so falsch, wie eben auch der Vergleich jeder Kritik an Israel mit Antisemitismus oder dem faktischen Aufruf nach neuer Judenverfolgung. Denn darauf laufen die Totschlagsbegriffe, die dann schnell von offizieller israelischer Seite kommen, letztlich hinaus: Entsetzlich, empört, alles vergessen, nichts gelernt, moralisch versagt. Und wo man doch argumentiert, wird es mitunter zynisch: »Das Erhalten des Lebens hat Vorrang vor der Qualität des Lebens«. Denn es handelt sich dabei um ganz verschiedene Leben.
Eine Umfrage der BBC bei 28000 Bürgern weltweit hat gerade ergeben, dass der Staat Israel das schlechteste Image von zwölf ausgewählten Ländern hat, darunter die USA, Nordkorea, China, Russland und Iran. Man kann sich eben auch selbst in ein Getto einschließen, in das der Selbstgerechtigkeit.
genau auf dieses problem stosse ich auch immer wieder, wenn es um israel geht. die nazi-keule ist ein killer-argument, mit dem mögliche kritikerInnen gleich vorweg mundtot gemacht werden.
die verbrechen an juden und jüdinnen unter hitler schrecklich zu finden und zu verurteilen UND gleichzeitig israel wegen seiner aktuellen politik zu kritisieren scheint derzeit fast ein ding der unmöglichkeit zu sein. ich vermute, da geht es vielen so wie mir – sonst müsste eigentlich der proteststurm gegen so manche israelische aktionen viel größer sein.