Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass die gegenwärtig so hochgejubelten neuen Nahost-Hoffnungen genau so zur Illusion verkommen werden wie die unzähligen einschlägigen »Initiativen« der letzten Jahre oder gar schon Jahrzehnte. Der Glaube, die Isolierung der Hamas und die Privilegierung der Fatah löse nun alle Probleme, wird sich sogar noch schneller im Nichts auflösen als alle Luftschlösser bisher. Denn nicht die Hamas ist das Problem des Nahost-Konflikts, sondern sie ist – wie vieles andere rund um Palästina – das Resultat der anhaltend verweigerten Konfliktlösung durch die USA, Westeuropa, letztlich auch das so genannten Nahost-Quartett und vor allem Israel. Wer einen Konflikt dadurch bewältigen will, dass er lediglich einer Seite beispringt und die Interessen der anderen total ignoriert, wird nie zum Erfolg kommen. Gerade das aber ist Praxis im Nahen Osten; zuletzt hat darauf ein unverdächtiger Zeuge, der Ex-Nahost-Sonderbeauftragte der UNO, Alvaro de Soto, in seinem Schlussbericht hingewiesen. Der Peruaner hatte nach zwei Jahren desillusioniert den Posten hingeworfen. Er hatte festgestellt, dass auch das Nahost-Quartett, zu dem er für die Weltorganisation gehörte, lediglich die Wünsche Israels vertrat und gerade dadurch erfolglos blieb.
Man kann gewiss noch weiter gehen und feststellen, dass alle Zuspitzungen der Lage um Israel und Palästina – einschließlich des Wahlsieges der Hamas – das direkte Ergebnis dieser verfehlten Politik waren und wohl weiter sind. Oder wie sonst ist die Absicht der vier Unterhändler in Scharm el Scheich – Abbas, Olmert, Mubarak, Abdullah – zu bewerten, sie wollten nun die Fatah militärisch aufrüsten, damit sie in einem neuen Waffengang, den man offensichtlich bereits kühl einkalkuliert, die Hamas schlagen könne. Was ist von solchen »Unterhändlern«, die einen neuen Krieg vorbereiten statt Wege zum Frieden zu suchen, zu halten? Die Folge solch zynischen Vorgehens wird die weitere Radikalisierung der Palästinenser sein, denen Olmert nicht das geringste substanzielle Zugeständnis gemacht hat; es ist deshalb abzusehen, dass sich eher über kurz als über lang auch die Fatah wieder gegen Israel radikalisieren wird. Und dann wird wieder das Wehklagen anheben – und natürlich die erneute Suche nach einer Lösung. Ein Spiel fruchtloser Diplomatie, ausgetragen auf dem Leiden einer Bevölkerung, deren Schicksal den Herren in den Nadelstreifen total egal ist.