Das wichtigste Ergebnis des ziemlich überraschenden Besuch Putins in Iran könnte gewesen sein, dass er es damit den USA erschwert hat, den wohl insgeheim schon beschlossenen Krieg gegen dieses Land tatsächlich vom Zaune zu brechen. Seit Monaten pfeifen es alle Spatzen von den Washingtoner Dächern, dass Bush zum krönenden Abschluss seiner Kriegs-Präsidentschaft noch einen Waffengang braucht und dafür Iran im Visier ist. Allerdings weiß der Präsident offensichtlich noch nicht, für welchen Kriegsgrund er sich entscheiden soll. Eine mögliche iranische Atomwaffe wäre ihm am liebsten, aber die liegt – wenn es sie überhaupt jemals gibt – in so weiter Ferne, dass selbst den oft bösgläubigen Amerikanern die Bedrohung wohl nicht allzu akut erscheint. Dennoch versucht es Bush immer mal wieder, so erst gestern, als er so genau wie vor vier Jahren wusste, dass Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfügt, jetzt schon wieder zu wissen verkündete, »dass die Iraner die Fähigkeit und das Wissen anstreben, eine Atombombe zu bauen.«. Zwischendurch hatte er schon einmal versucht, in iranischen Revolutionsgarden, die angeblich im Irak Amerikaner töten, einen anderen Kriegsgrund zu finden.
Putin hingegen, der natürlich im Mittleren Osten seine eigenen Ziele verfolgt und dazu einen Krieg, aber auch eine iranische Atomwaffe überhaupt nicht gebrauchen kann, machte klar, dass er von einer militärischen Lösung nicht das Geringste hält, im Gegenteil: »Der direkte Dialog ist immer ergiebiger und ein kürzerer Weg zum Erfolg als eine Politik der Drohungen, Sanktionen und des militärischen Drucks.« Er, dessen Techniker iranische Atomkraftwerke bauen sollen, kennen vermutlich Motivation und Stand des iranischen Atomprogramms genau und betrieben Realpolitik. Bush hingegen fiel auf Putins Gelassenheit wieder einmal nichts anderes ein als der ganz große Knüppel einer Weltkriegsdrohung; es bleibt sich eben treu. Leider findet der amerikanische Präsident in einigen europäischen Staatsmännern mit der Staatsfrau Angela Merkel an der Spitze beinahe ungeteilte Zustimmung; von souveräner Politik zeugt das nicht. Dass nun ausgerechnet der russische Präsident diesen Part übernimmt, ist natürlich aus ihrer Sicht auch nicht gut. Sie sähen es eben gern, wenn er – wie sie – auch nicht mehr sein wollte als ein piepsender Satellit, der um die große amerikanische Sonne kreist.
Könnte Bush ein drittes Mal kandidieren, wäre der Irak-Krieg schon zuende und gegenüber dem Iran wären die Töne moderater – weil es schon zu viele Särge sind und das amerikanische Volk Kriege nur unterstützt, wenn die anderen, die bad guys, sterben. Kommen die eigenen Söhne in Plastiksäcken zurück, kippt die Stimmung ganz schnell, die Erinnerung an Vietnam kommt hoch.
Da aber George W. Bushs Amtszeit unweigerlich Ende nächsten Jahres endet, macht er hemmungslos das, was die ihn unterstützende Christioan Coalition will: Rechtsradikale Weltherrschaftspolitik, vorzugsweise mit Rufen nach Kreuzzügen für die Befreiung des Heiligen Nahen Ostens von den bösen Moslems.
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