Die Nebelschwaden, mit denen die schwarz-rote Koalition die wabernde Klimaschutzdebatte bestreitet, kommen aus den Auspuffen deutscher Autos. Das hat sich heute wieder einmal erwiesen, als die EU-Kommission ihre Ziele zur Reduzierung der CO2 -Emissionen verkündete. Denn kaum hatte der Umweltkommissar gesprochen, brach aus Deutschland ein Donnerwetter über ihn herein. Von der Kanzlerin bis zur Autolobby, vom Wirtschaftsminister bis gar zu seinem Umweltkollegen, der doch eben noch in Bali so furchtlos auch für saubere Luft gekämpft hatte, waren sich alle einig: So ernst haben wir das doch nicht gemeint.
Zwar stehen deutsche Autos eindeutig an der Spitze der CO2-Verpester und übertreffen den durchschnittlichen Wert aller Autobauer von 163 g pro Kilometer zum Teil beträchtlich (BMW 192 g, Mercedes 185 g, Audi 177 g), doch die geplante Absenkung auf 130 g im Durchschnitt sei ihnen nicht zuzumuten. Wie stets geht der Profit im Zweifel vor die Umwelt, und außer salbungsvollen Worten und effektvollen Bildern aus schmelzendem Eis kommt nichts zustande, wenn es zur Sache geht. Dann wird die Drohung mit schwindenden Arbeitsplätzen aus der Mottenkiste geholt, so umstritten sie ist. Dabei rettete die CO2-Senkung wohl eher das Leben von Arbeitskräften, doch ist das – sarkastisch gefragt – überhaupt gewollt?
Mit 28 Milliarden Euro bezifferte die Autoindustrie die geplante Strafgebühr für überhöhten CO2-Ausstoß von 95 Euro pro Gramm (die in dieser Höhe nun erst 2015 kommt) und machte damit wohl unfreiwillig klar, dass ihre Flotten fast 295 Millionen Gramm über der geplanten Norm absondern – ein Grund mehr, endlich Maßnahmen zu ergreifen und nicht weiter mit erfolglosen Konferenzen und folgenlosen Papieren – wie gesagt – CO2-geschwängerte Nebelschwaden zu verbreiten.