Solche Erfindungen wie Stalinstadt oder Karl-Marx-Stadt waren keineswegs jene realsozialistischen Innovationen, für die sie heute oft gehalten werden. Vielmehr nahm damit der Sozialismus – wie ziemlich oft – Anleihen beim Ritualvorrat der 2000-jährigen christlichen Kirche, besonders ihrem katholischen Teil. Denn bereits im 15.Jahrhundert hatte Papst Pius II. beschlossen, sein Geburtsstädtchen Corsignano zur »Perle der Renaissance« zu machen und wie eine Retortenstadt auszubauen, die er dann – nach sich – Pienza nannte. Wir sollten es ihm nachsehen, denn so haben wir inmitten der Toskana ein zusätzliches Stück herrlichster Baukunst gefunden und zu Recht »Die Pius-Stadt Pienza bewundert«.
One Reply to “Pius-Stadt Pienza”
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Ja, der katholischen Kirche sollte man bisweilen jedenfalls zumindest einen Teil ihrer im Laufe von 2000 Jahren begangenen „Sünden“ vergeben. Die Pius-Stadt Pienza mag ein anschauliches Beispiel dafür sein, wozu menschliche Schaffenskraft fähig ist, wenn man sie sich entwickeln läßt und nicht völlig ökonomistisch verzweckt. – Wenn man mit dem Sozialismus in der allgemeinen Wahrnehmung und der veröffentlichten Meinung nur auch immer so „gnädig“ umgehen wollte. Aber mit den christlichen Tugenden von Glaube, Liebe und Hoffnung versehen, kann es für den Sozialismus vielleicht auch noch eine „Erlösung“ geben. Es muß ja nicht gleich das „Paradies auf Erden“ sein, nur etwas menschenfreundlicher sollte es schon zugehen 21. Jahrhundert nach Christi Geburt.