Das Bundesinnenministerium ist dieser Tage durch ganz ungewöhnliche Zurückhaltung aufgefallen. Während in den USA Regierungsbehörden und Medien ihre Warnungen vor unmittelbar bevorstehenden Terroranschlägen in Europa verstärken und sogar konkrete Gefahrenorte nennen, wiegelt Innenminister Thomas de Maizière ab. Es gebe keine Hinweise auf aktuell geplante Anschläge, sagte er, jedoch eine hohe abstrakte Gefahrenlage. Darüber hätten ihn die Sicherheitsbehörden ins Bild gesetzt.
Im Klartext heißt dies, dass den deutschen Geheimdiensten offensichtlich über die Aktivitäten von Terrororganisationen wenig bekannt ist. Trotz immensen personellen und finanziellen Aufwandes tappen sie weitgehend im Dunkeln darüber, was möglicherweise in der Terrorszene geplant wird. Und da man nichts Konkretes weiß, zieht man sich auf die »abstrakte Gefahrenlage« zurück. Das mag zutreffend sein oder auch nicht – es zeigt auf jeden Fall die Unfähigkeit der Geheimdienste, ihre selbsterklärte Aufgabe zu erfüllen.
Neu ist das nicht. Auch die Hauptverwaltung Aufklärung der DDR war in den 1970/80er Jahren immer weniger in der Lage, ihre beträchtlichen Ressourcen im Operationsgebiet BRD effektiv einzusetzen und auszunutzen. Der Apparat wurde mit seinem Wachsen immer schwerfälliger, der Erfolgsdruck erzeugte Routine, und die in der DDR allgegenwärtige Lobhudelei und Kritiklosigkeit führten zu Nachlässigkeiten und Fehlern.
Dies alles ist in einer früh erschienenen Darstellung der Geschichte und Arbeitsweise der HVA, die im Handel nicht mehr verfügbar ist, dem Buch »Wolfs West-Spione. Ein Insider-Report«, erschienen 1992 im Berliner Verlag ElefantenPress, beschrieben. Im folgenden der siebente Teil.
Routine im Raster
Eines Morgens im Juni 1976 klingelten an Wohnungstüren in Stuttgart und Köln, in Kiel und München, in Heidelberg und Mönchengladbach die Glocken. Schlagartig hatten Polizeibeamte eine Aktion gestartet, durch die bald zwei oder drei Dutzend Menschen festgenommen wurden, die auf den ersten Blick überhaupt nichts miteinander zu tun hatten. Es waren Behördenangestellte und Ingenieure, Handelsvertreter und Versicherungskaufleute. Gemeinsam war ihnen nur, dass sie alle eine Zeitlang im Ausland gelebt hatten, dann aber wieder zurückgekehrt waren, wobei sie ihren Wohnsitz – gewiss ungewöhnlich – niemals wieder dort einnahmen, von wo sie vor Jahren aufgebrochen waren und dabei viele Bekannte, Freunde, Arbeitskollegen zurückgelassen hatten.
Bei einigen festgenommenen Spionen war den Abwehrbehörden aufgefallen, dass sich in deren Biographien gewisse Punkte ähnelten – zum Beispiel der genannte. Sie stellten aber auch fest, dass Übergesiedelte schon wenige Wochen nach ihrer ersten polizeilichen Anmeldung wieder umzogen, um sich so in den Besitz echter Papiere zu bringen. Manche wiederholten diese Umzüge noch öfter. Ehepaare aus der DDR übersiedelten getrennt und »verheirateten« sich dann neu, um danach ebenfalls neue Personaldokumente zu beantragen. Die Trauung fand in sogenannten Schnelltrauungsämtern statt, in denen nicht viel nach Unterlagen gefragt wurde, wo es auch kaum auffiel, wenn Angehörige nicht zugegen waren. Einreisen von »Doppelgängern« erfolgten – wie gesagt – zumeist aus dem Ausland, in das sich die Originalperson meist erst relativ kurze Zeit zuvor abgemeldet hatte.
All dies waren natürlich Besonderheiten, welche die Abwehrbehörden bei Enttarnungen registrierten. Und eines Tages fielen ihnen diese seltsamen Gemeinsamkeiten von DDR-Spionen auf. Sie verfertigten ein Raster und überprüften mit seiner Hilfe alle anderen, die in den Jahren zuvor auf ähnliche Weise in die Bundesrepublik gekommen waren oder sich entsprechend verhalten hatten. Für die Bundesgrenzschutzbeamten wurden spezielle Ausbildungskurse organisiert, in denen man sie mit den Verhaltensmustern der aus der DDR einreisenden Aufklärer vertraut machte. Auch sie legten ein Raster an, das vom Alter über die Kleidung und das Reisegepäck bis zu den Antworten auf Befragungen all das enthielt, was die Berliner Zentrale in ihren Schulungen als verallgemeinerungswürdig bezeichnet hatte.
So kam es denn eines Tages zwangsläufig zum großen Einbruch, eben in jenem Juni des Jahres 1976. Nach der Verhaftungswelle setzten sich zahlreiche weitere Spione in die DDR ab, zum Teil in wilder Flucht. Befriedigt konstatierte das Innenministerium in seinem jährlichen Bericht über die Ergebnisse der Verfassungsschutz-Arbeit: »Zahlreiche Agenten setzten sich ab, weil sie nach eigener Einschätzung ihre Sicherheit gefährdet sahen oder von ihren Führungsstellen abgezogen wurden. Dies geschah teilweise so überstürzt, dass sie nachrichtendienstliche Hilfsmittel oder bereits vorbereitetes Verratsmaterial zurücklassen mussten.«
Später erwies sich, dass nicht jede Flucht notwendig gewesen war; in einigen Fällen hatte Panik zu unüberlegten Handlungen geführt, die die Pleite noch schlimmer machten, als sie ohnehin schon war. Auch das teilte der Verfassungsschutz genüsslich mit: »Eine Reihe weiterer Fluchtfälle wurde erst durch Hinweise aufmerksamer Nachbarn bekannt, ihnen waren Möbelwagen mit Firmenaufschriften aus der >Hauptstadt der DDR< oder Karl-Marx-Stadt vor Wohnungen ihrer Nachbarn, die sie im Urlaub glaubten, aufgefallen.«
Dieser Einbruch war das Ergebnis zunehmender Routine in der Arbeit der Hauptverwaltung Aufklärung. Sie hatte erst jetzt ein solch verheerendes Ergebnis, doch erste Anzeichen von Routine und verkümmertem innovativem Denken zeigten sich schon in den 50er Jahren, als in der DDR-Spionage die bereits genannte Übersiedlungsvariante hoch im Kurs stand. Für ihre Favoritenstellung war neben der in den Jahren einer offenen Grenze bequemen Handhabung auch ein überzogenes Sicherheitsdenken verantwortlich, das sich aus sowjetischen Erfahrungen speiste. Es ging davon aus, dass ein zuverlässiger Kundschafter nur ein Mann oder eine Frau aus den eigenen Reihen sein konnte. Es sei nur dem zu trauen, der über marxistisch-leninistische Bildung verfügte und im kommunistischen Geist erzogen war. Deshalb galt die Maxime, dass die wichtigsten Stützpunkte im Operationsgebiet von Abgesandten der Zentrale zu besetzen seien.
Dieses Dogma entsprang gleich mehreren Denkfehlern. Zum einen ging es von einem starren Verständnis des Erziehungsbegriffs aus, unterlag es dem Irrtum, dass einmal erworbene Haltungen unveränderlich sind. Tatsächlich zeigte sich aber gerade an vielen Übersiedelungskandidaten, dass eine neue Umwelt auch neues Denken hervorbringt. Dies wurde noch dadurch verstärkt, dass das in der DDR vermittelte Bild der Bundesrepublik den Realitäten nicht standhielt, Bei allen Gebrechen und Widersprüchen, die auch dem kapitalistischen System eigen sind, war jedoch das einseitige Klischee der sozialistischen Propaganda von der Wirklichkeit so weit entfernt, dass für manchen Übergesiedelten die Konfrontation mit den Tatsachen der Bundesrepublik zum Schockerlebnis wurde. Manche von ihnen meldeten sich überhaupt nicht wieder bei der Zentrale, zum Teil konnten nicht einmal ihre zurückgebliebenen Verwandten Auskunft geben, was aus ihnen geworden war. Andere spielten erst noch eine Zeitlang mit, ehe sie frustriert den Kontakt abbrachen.
Viele der Übergesiedelten hielten aber auch zur Stange, stellten jedoch der Zentrale zunehmend bohrende Fragen. Sie wollten Klarheit haben, wie zu Hause vermittelte Theorie und im Operationsgebiet angetroffene Praxis in Übereinstimmung zu bringen seien, woher die offensichtlichen Widersprüche rührten. Das aber machte sie für die Zentrale verdächtig; sie galten als »aufgeweicht«, und die Neigung, ihnen bei nachrichtendienstlichen Operationen zu vertrauen, schwand. Auch das beeinträchtigte die Arbeitsergebnisse.
Die Verfassungsschutz-Behörden der Bundesrepublik konnten aus diesen Vorgängen allerdings nur wenig Nutzen ziehen, da sich die wenigsten der »Abtrünnigen« offenbarten. Die Abwehr verstärkte dennoch ihre Bemühungen zum Erkennen der so Eingeschleusten, nachdem sie begriffen hatte, welch großen Stellenwert die DDR-Spionage ihnen beimaß. Zwar war es bei der Vielzahl der Übersiedler nicht einfach, den Überblick zu behalten, aber da die von der HVA Beauftragten früher oder später in sensible Positionen zu gelangen versuchten, konnte bis zu diesem Zeitpunkt mit der Tiefenüberprüfung abgewartet werden. Dann jedoch wurde der Kandidat intensiv unter die Lupe genommen, sein Vorleben in der DDR ausgeforscht. Dafür fanden sich – ebenfalls ein Ergebnis der hohen Übersiedlerzahlen von eineinhalb bis zwei Millionen von Kriegsende bis 1961 – genügend Zeugen, die den Betreffenden aus der Vergangenheit her kannten und Auskunft geben konnten, ob er tatsächlich schon immer ein Regimegegner oder nicht im Gegenteil gesellschaftlich sehr aktiv gewesen war.
Bald wurden auch die Befragungen und Datenerfassungen in den Flüchtlingslagern selbst intensiviert, an denen sich die Geheimdienste der Westmächte ebenso wie BND und Verfassungsschutz beteiligten. Und wenn auch der eine oder andere dieser Ausforschung entgehen konnte, indem er sofort bei Verwandten oder Bekannten untergeschlüpft war, so passierte es doch, dass er im Nachhinein befragt wurde. Mit dem Vergleich der Resultate solcher Erhebungen hatten die Abwehrbehörden der Bundesrepublik schon bald Mittel gefunden, um der Übersiedelungsvariante entgegenzuwirken. Damit wurde ihre Anwendung immer riskanter, vor allem war es wenig ratsam, größere Operationen unter Einsatz bisher nicht gefährdeter Aufklärer durch Übergesiedelte ausführen zu lassen. Dass trotzdem lange an einer solchen Methode festgehalten wurde, ging letztlich auf ein Phänomen der DDR-Gesellschaft zurück, das auch in anderen Bereichen eine große Rolle spielte, nirgends aber wohl so unangebracht war wie gerade im Geheimdienst. Es handelt sich um die permanente Forderung, gute Erfahrungen auf allen Gebieten zu verallgemeinern, das heißt nachzuahmen und immer wieder anzuwenden. Die Leitung der HVA orientierte – in »schöpferischer Anwendung« sowjetischer Praktiken – darauf, erfolgreiche Methoden zu studieren und für die eigene operative Arbeit zu nutzen. Die Schule der HVA erarbeitete dazu Lehrhefte, in den sogenannten Fachschulungen wurden die Beispiele vorgestellt. Mancher griff das Angebot mangels eigener Ideen dankbar auf; andere wurden unter Hinweis auf die Notwendigkeit, an der Praxis zu lernen, dazu genötigt.
So kam es dann, dass man Berufs- und Aufenthaltslegenden kopierte, Ansprechpraktiken wiederholte, Antworten auf Stellenanzeigen vervielfältigte und ähnliches mehr. Ebenso wurden gute Erfahrungen aus der Reisegestaltung verallgemeinert und als erfolgreich erkannte Verhaltensweisen im Operationsgebiet imitiert.
Mit dem wachsenden Interesse für unsere Umwelt boten sich zum Beispiel solche Legenden für das Ansprechen interessanter Leute an wie Projekte zur Landschaftsgestaltung, das Erschließen von Routen für Radwanderungen und ähnliches. Das wurde dann bei den verschiedensten Operationen wiederholt.
Bei all dem übersah man jedoch, dass nachrichtendienstliche Tätigkeit wie kaum etwas anderes von der Individualität des Spions lebt. Jede Wiederholung mindert seine Exklusivität und schwächt damit die Konspiration des Aufklärers. Beispiele konnten nur in dem Sinne von Interesse sein, als daraus abzulesen war, wie man sich nicht verhalten sollte – nicht jedoch, um erfolgreiche Praktiken zu wiederholen. Dennoch wurde immer wieder so gearbeitet.
Der Nachahmungstrieb, bis zuletzt unausrottbar, war nur ein Beispiel für die zunehmende Bürokratisierung des DDR-Spionageapparates. Ein anderes betraf die Leistungsbewertung der Aufklärer. Sie ergab sich vor allem aus quantitativen Größen, also der statistischen Erfassung operativer Ergebnisse. So wurden nicht nur die inoffiziellen Mitarbeiter nach etwa zehn Kategorien ihres Einsatzes erfasst, sondern auch nach ihrem Alter, ihrem sozialen oder familiären Status, dem Beruf, den Besitzverhältnissen und ähnlichem. Für die Werbungsarten gab die Statistik fünf Kategorien vor. Die beschafften Informationen wurden ebenfalls gezählt, zusätzlich aber noch in eine Werteskala von eins bis fünf – ähnlich den Schulzensuren – eingeordnet. Zwischen den beschaffenden Abteilungen und den Auswertern gab es immer wieder lange Diskussionen über den Wert, da die »Note 4« oder gar die »5« für viele Aufklärer ein Donnerwetter ihrer Vorgesetzten bedeutete. Oft vergewisserten sie sich zuvor, dass zumindest eine »3« herausspringt. Die zusammengefassten Angaben erfolgten aus Gründen der Verschleierung natürlich nur prozentual, waren also kaum vergleichbar.
Dieses Bewertungssystem hatte die HVA unmittelbar aus der DDR-Wirtschaft übernommen. Dort war die Statistik von Anfang ein beliebtes Instrument zur angeblichen objektiven Leistungsbewertung. In Wirklichkeit bot sie jedoch gern genutzte Möglichkeiten zur Verschleierung der tatsächlichen qualitativen Probleme und war ein Machtinstrument der Vorgesetzten, mit denen sie unliebsame Mitarbeiter anscheinend auf der Basis objektiver Fakten maßregeln konnten. Auch andere Praktiken wurden direkt der Wirtschaft entlehnt. Das betraf zum Beispiel die Detailplanung bis hin zum letzten Bleistift und Stück Papier. Das betraf die auf Jahre festgelegte Zuteilung von Büromöbeln, Technik, Autos und sogar Benzin und Reparaturkapazität. Das betraf auch Auszeichnungen und Beförderungen, die von einigen Vorgesetzten namentlich auf mehrere Jahre hinaus vorgeplant wurden. All das wirkte jeder effektiven Arbeit entgegen, beeinträchtigte die Motivation der Mitarbeiter und machte zwangsläufig Durchschnittsleistungen zum Erstrebenswerten. Wie auch andere Bereiche, produzierte die HVA auf diese Weise zunehmend »das beste Mittelmaß der Welt«.
Ein anderer Aspekt der Bürokratisierung war die personelle Aufblähung. Die Aufstockung der Zahl der Quellen, von denen viele nur Durchschnittliches lieferten, jedoch beträchtliche Kapazitäten banden, führte immer wieder auch zur Erhöhung der Mitarbeiterzahl in der Zentrale. Das wiederum verursachte Unübersichtlichkeit und Schwerfälligkeit des gesamten Apparates, was neue Forderungen nach personellem Zuwachs für die administrativen Bereiche der HVA bewirkte, die mit der unmittelbaren operativen Arbeit nichts zu tun hatten. So stieg der Personalbestand unaufhörlich, und die Schere zwischen eigentlichen Aufklärern und ihren vielfältigen »Hilfstruppen« klaffte immer weiter auseinander. Im Herbst 1989, als das MfS zum Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) umfunktioniert wurde, zählte man offiziell 4.128 hauptamtliche HVA-Angehörige – eine Zahl, die eher untertrieben als überzogen war.
Misserfolge in der operativen Arbeit konnten bei solcher Fehlentwicklung nicht ausbleiben. Sie nahmen im Lauf der 70er und 80er Jahre immer mehr zu, wenn auch angesichts der Vielzahl der Quellen dies im quantitativen Informationsaufkommen kaum ins Gewicht fiel. Doch die seitens der Abwehrbehörden der Bundesrepublik und anderer Länder erfolgten Festnahmen gingen weniger auf die Tüchtigkeit jener Dienste zurück als vielmehr auf Mängel in der eigenen Arbeit. Dies waren Fehleinschätzungen der angesprochenen Personen, konspirative Nachlässigkeiten, ungenügende Vorbereitung auf die konkrete Situation am Zielort, Abweichungen von früheren Aussagen gegenüber Dritten und eigenmächtige Veränderungen der Vorgaben ohne ausreichende Kenntnis der Zusammenhänge. Auf das Kopieren bestimmter Verhaltensweisen wurde schon verwiesen. Ein IM mit Wohnstützpunkt fiel leicht dadurch auf, dass er nicht nur seine Miete, sondern auch Telefonrechnungen, Radio- und Fernsehgebühren bar bezahlte. Seine oftmalige Abwesenheit erklärte er vielleicht mit reger Reisetätigkeit; dem widersprach jedoch, dass er über kein Auto verfügte und nur öffentliche Verkehrsmittel benutzte. Wer in einer fremden Stadt ankam, begab sich vielleicht sofort zum Verkehrsverein oder der Zimmervermittlung – was ihn als Fremden auswies. Unauffälliger konnte es mitunter sein, erst ein konkretes Ziel anzusteuern und erst nach einiger Zeit die Quartiersuche zu beginnen. Die eigenen Möglichkeiten wurden oftmals über- und die Fähigkeiten der Gegenseite unterschätzt. Oft spielten die schon angesprochene Routine und eine gewisse Überheblichkeit, nicht selten durch die Führungsoffiziere gefördert, eine Rolle.
Wie sehr schon anscheinend kleine Fehler große und mitunter erst nach einiger Zeit sichtbare Folgen zeitigten, zeigt folgendes Beispiel eines gemeinsamen Einsatzes zweier Werber, einer aus der DDR, der andere aus der Bundesrepublik. Sie begaben sich in einem Leihwagen nach Spanien und wählten unterwegs ein schönes Plätzchen für eine Pause und ein Bad im Mittelmeer aus. Während sie schwammen, wurde das Auto aufgebrochen und sämtliches Gepäck gestohlen, darunter auch die Papiere. Sie meldeten den Vorfall bei der Gendarmerie, für die das zunächst nur ein nicht allzu seltener Routinevorgang war. Dann begab sich der Bundesbürger zu seinem Konsulat, um dort Papiere für die Heimreise zu bekommen; der DDR-Bürger schlug sich selbständig nach Hause durch.
Anderthalb Jahre später jedoch musste sich der Westdeutsche einer hochnotpeinlichen Befragung unterziehen, da nun aufgefallen war, dass zwar zwei Personen den Diebstahl in Spanien gemeldet hatten, jedoch nur einer sich neue Papiere besorgte. Die Sache ging glimpflich aus, da der Befragte glaubwürdig versichern konnte, dass es sich bei seinem Mitreisenden um einen Anhalter gehandelt habe, der sich nach dem Vorfall von ihm trennte und zu dem er keine weiteren Angaben machen könne. Auch in anderen Fällen mag Glück Enttarnungen verhindert haben, aber das Menetekel stand an der Wand …