(pri) Ob Donald Trump jemals Friedrich Schillers Monumentalwerk »Wallenstein« im Theater gesehen oder wenigstens gelesen hat, wissen wir nicht. Aber wie dem auch sei, die Botschaft des amerikanischen Präsidenten an die Ukraine (und ebenso an die Palästinenser) hat der Dichter schon 1799 formuliert. Und sie gilt noch heute.
In »Wallensteins Tod«, dem Schlussstück der Trilogie, 2. Akt, 2. Szene, begründet der Feldherr gegenüber Max Piccolomini, seinem jugendlichen Freund, den Abfall vom Kaiser und einen Friedensschluss durch Kollaboration mit dem schwedischen Feind. Max, so etwas wie ein früher Vorläufer heutiger »wertebasierter Außenpolitik«. zeiht ihn des Verrats.
WALLENSTEIN mit finsterm Stirnfalten, doch gemäßigt
Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort,
Das schwer sich handhabt, wie des Messers Schneide,
Aus ihrem heißen Kopfe nimmt sie keck
Der Dinge Maß, die nur sich selber richten.
Gleich heißt ihr alles schändlich oder würdig,
Bös oder gut – und was die Einbildung
Phantastisch schleppt in diesen dunkeln Namen,
Das bürdet sie den Sachen auf und Wesen.
Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit,
Leicht beieinander wohnen die Gedanken,
Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen,
Wo eines Platz nimmt, muss das andre rücken,
Wer nicht vertrieben sein will, muss vertreiben,
Da herrscht der Streit, und nur die Stärke siegt.
Ja, wer durchs Leben gehet ohne Wunsch,
Sich jeden Zweck versagen kann, der wohnt
Im leichten Feuer mit dem Salamander,
Und hält sich rein im reinen Element.
Mich schuf aus gröberm Stoffe die Natur,
Und zu der Erde zieht mich die Begierde.
Dem bösen Geist gehört die Erde, nicht
Dem guten. Was die Göttlichen uns senden
Von oben, sind nur allgemeine Güter,
Ihr Licht erfreut, doch macht es keinen reich,
In ihrem Staat erringt sich kein Besitz.
Den Edelstein, das allgeschätzte Gold
Muss man den falschen Mächten abgewinnen,
Die unterm Tage schlimmgeartet hausen.
Nicht ohne Opfer macht man sie geneigt,
Und keiner lebet, der aus ihrem Dienst
Die Seele hätte rein zurückgezogen.
Auch Frieden ist in dieser Welt ohne Schmerzen nicht zu haben.