Dafür spricht schon der Vorgang selbst. Jenseits aller demokratisch gewählten Gremien haben zwei (oder drei) Politiker die Nachfolge Stoibers ausgekungelt, und auch künftig soll da keiner reinreden. Die Entscheidung ist nur noch abzusegnen, und damit das klappt, darf keiner aus der Reihe tanzen. Das zielt vor allem auf Horst Seehofer, der als stellvertretender CSU-Vorsitzender einfach übergangen wurde und nun dringend ermahnt wird, die Geschlossenheit der Beckstein und Huber nicht zu stören. Die Geschlossenheit der Partei sei ein großes Gut, sagen sie, und argumentieren damit wie die Führer anderer Staatsparteien überall in der Welt. Auch für kommunistische Parteien war und ist Geschlossenheit eine der höchsten Tugenden, Andere mahnen, eine monatelange Kampfkandidatur würde tiefe Wunden hinterlassen. Sie kennen ihre CSU aus Erfahrung und wissen, dass ein fairer Wettstreit in dieser sich christlich gerierenden Partei nicht möglich ist; die Schlammschlacht gegen Seehofer hatte ja schon auf den Verdacht hin begonnen, er könnte vielleicht kandidieren. Bleibt er bei seiner Entscheidung, werden er und wir alle noch unser blaues Wunder erleben, was Christenmenschen so alles an Teuflischem einfällt.
Zu wünschen wäre es – im besten Falle, damit die CSU als Partei ihre Wagenburg verlässt und sich allmählich demokratischen Gepflogenheiten wenigstens ein wenig öffnet, indem sie das Parteivolk mitreden lässt und zum Beispiel nicht mehr mit einer zuvor ausgekungelten Einheitsliste in Wahlen geht. Aber auch im schlechten Falle wäre es zu wünschen, damit alle Welt sieht, wie es in der CSU tatsächlich zugeht. Und sie vielleicht aus dieser Katharsis die Kraft zu einem Neuanfang schöpft.