Es ist sicher nicht übertrieben, die gestrige Vereinbarung über Nordkoreas Atomprogramm als nachträgliche Bestätigung für Putins Kritik an der von den USA erstrebten Unipolarität der Welt zu werten. Denn die Vereinigten Staaten hatte lange versucht, dem skurilen Kommunismus-Ableger im Fernen Osten ihren ganz ureigenen Willen aufzuzwingen und die ebenfalls an den Verhandlungen beteiligten Länder – China, Russland, Südkorea, Japan – allenfalls als willige Lautsprecher zu benutzen. Mit erpresserischen Forderungen, in deren Mittelpunkt die amerikanische Schurkendrohung einschließlich militärischer »Problemlösung« stand, versuchten sie, Nordkorea in die Knie zu zwingen. Worauf Pjöngjang seinerseits mit Erpressung reagierte, indem es einen Atomwaffenversuch unternahm, der bei aller Unzulänglichkeit die Gefährlichkeit der Entwicklung deutlich anzeigte.
Deshalb und wohl auch wegen ihrer Probleme im Mittleren Osten kehrten die USA zur multilateralen Lösungssuche zurück und schlossen mit den anderen Beteiligten einen Kompromiss, der – wird er denn von allen Seiten umgesetzt – zunächst die Reduzierung und vielleicht einmal auch das Ende der Gefahr eines nuklearen Kurzschlusses bedeuten könnte.
Als Wende in den internationalen Beziehungen sollte man den Vorgang jedoch nicht verstehen. Zu unwirsch reagierten die Hardliner in den USA auf das Verhandlungsergebnis und zu misstrauisch sind die Nordkoreaner gegenüber dem erklärten »Klassenfeind«, als dass nicht ständig die Gefahr eines Rückfalls in die Konfrontation bestünde. Doch als Beispiel dafür, dass es auch anders und möglicherweise besser geht, als die USA es gern hätten, ist der Vorgang allemal geeignet.