Wenn es etwas Tröstliches um die Tragödie der Duisburger Love-Parade gab, dann war es die gestrige Verweigerung, die Show auf Teufel und komm raus auch über den Gräbern der 21 Toten ungebremst fortzusetzen. Denn das planten die Autoritäten vom Bundespräsidenten über die Kanzlerin und die NRW-Ministerprädsidentin hinab bis zum letzten Würstchenbuden-Besitzer: The show must go on! Und so wurde organisiert. Zehntausende Besucher sollten erneut in die Stadt gelockt werden. Man richtete ein Fußballstadion her, stellte Fernsehleinwände zum »public viewing« auf. Ein großes Fest sollte gefeiert werden, ein »Trauer-Event«, bei dem es natürlich vor allem um Voyeurismus gehen sollte und seine Ausschlachtung zu kommerziellen Zwecken. Die Medien trommelten, um die Massen herbeizurufen – und hatten damit schon nach wenigen Tagen vergessen, dass ihr Trommeln zur Love-Parade nicht unwesentlich zu der Katastrophe beigetragen hatte. Aber im Zeitalter des herrschenden Boulevardjournalismus gilt natürlich auch für sie: The show must go an!
Die Menschen, die sie zu manipulieren gedachten, verweigerten sich jedoch ganz überwiegend. Sie blieben einfach fern vom Rummel. Im Duisburger Stadion verloren sich die Häufchen der Gekommenen, und die zur Sensationsberichterstattung angereisten Journalisten hatten Mühe, eine vierstellige Ziffer zusammenzuzählen. Vor den Fernsehleinwänden gähnende Leere, und am Trauerzug vom Stadion zum Todestunnel nahmen statt der prognostizierten 20 000 nur einige hundert teil. Die Show Nr. 2 in Duisburg erstarb in der Würde stiller Trauer. Und zum ersten Mal in diesen Tagen sind die Event-Organisatoren wirklich betroffen …
Jetzt möchten aber nicht nur „eventisierte Mitgaffer“ endlich erfahren, wer denn die politische Verantwortung für diese menschliche Tragödie mit 21 Toten und unzähligen Verletzten (nicht zuletzt psychisch) eigentlich trägt.
Ob noch OB Sauerland der einzig Verantwortliche ist, darf jedenfalls bezweifelt werden, obwohl ein Rücktritt schon aus Gründen der politischen Hygiene und zum Wohle der Stadt Duisburg unvermeidlich ist. Wie die Posse um den „Adolf aus Duisburg“ letztlich auch ausgehen mag – „Duisburg, dir kann nur noch ein Schimanski helfen“. Aber der saubere Götz George hält lieber die Schnauze, anstatt eine Lanze für die Menschen in dieser arg gebeutelten Ruhrgebietsstadt zu brechen, die ihn als langjährigen Tatort-Kommissar bekannt und reich gemacht hat.
Peter, so hatte ich es noch nicht gesehen, ab er Du hast Recht.
Aber @Markus: das verstehe ich nun nicht, was soll das mit Götz George? Soll da noch ein Promi sich mit einem Kommentar aufspielen?? Ist doch nur richtig, dass er die Schnauze hält. Ich hatte von Götz George eigentlich immer den Eindruck, dass er zu den ganz diskreten Schauspielern gehört (das sind nämlich die ganz großen), die nicht einen auf Star machen. Ich könnte mir von ihmr vorstellen, dass er vielleicht irgendwo hilft und verboten hat, das an die große Glocke zu hängen.
Auch wenn es an dieser Stelle thematisch nicht ganz passen sollte, ein wie ich finde interessanter Link zu den negativen Wirkungen von Ungleichheit:
equalitytrust.org/
Andererseits ist gerade die Ruhrgebietsstadt Duisburg auch davon geplagt.
@ eule70
Na ja, ich meine eben, daß sich Götz George vielleicht öffentlich mal positiv über Duisburg und die Duisburger äußern könnte, weil – wie ja fast immer – letztlich die „kleinen Leute“ die Zeche zahlen für den Mist, den andere (in diesem Fall auch die Stadtverwaltung in Duisburg mit dem sauberen OB „Adolf“ Sauerland an der Spitze) verbockt haben. Im übrigen sind ja (prestigeträchtige) Solidaritätsbekundungen („Charity“) von Prominenten zu allem und zu jedem heutzutage nichts Ungewöhnliches. Wenn das entstandene Loserimage von Duisburg damit zumindest etwas aufgebessert werden könnte, um so besser.