Als vor einigen Wochen Birmas Militärmachthaber den Volksaufstand gegen ihr diktatorisches Regime blutig niederschlugen, konnte sich die gesamte »freie Welt« vor lauter Empörung gar nicht wieder einkriegen. Scharfe Proteste wurden formuliert, Sanktionen auf den Weg gebracht, die UNO eingeschaltet, sogar ein Sonderbeauftragter in Marsch gesetzt. China, ein enger Verbündeter des Regimes in Myanmar, bekam schlechte Noten, weil von dort abgewiegelt und zu Besonnenheit aufgerufen wurde – eine Politik, die den aufgebrachten Massen Birmas freilich nicht half.
Jetzt erleben wir sehr vergleichbare Szenen in einem unweit entfernten Land, nämlich Pakistan – und da ist plötzlich die westliche Empörung außerordentlich gebremst. Die USA seien zwar »enttäuscht«, aber Sanktionen gegen Pakistan kämen nicht in Frage. Andere wollen immerhin ihre Hilfszusagen »überprüfen«.
Nicht nur die Prügelattacken des pakistanischen Militärs werden damit billigend in Kauf genommen, sondern auch Militärmachthaber Musharrafs faktische Ausschaltung der unabhängigen Justiz, einer Säule jeden demokratischen Staates. Sieht man sich allerdings an, wie Bush in den USA seinerseits alles tut, um sich Richter und Staatsanwälte gefügig zu machen, verwundert das kaum. Offensichtlich passt Musharraf in das Muster von Demokratie, das dem derzeitigen amerikanischen Präsidenten vorschwebt. Oder aber er hat von China gelernt: Nicht Demokratie und Menschenrechte sollen die Haltung zu Diktatoren bestimmen, sondern die eigene Interessenlage und der Nutzen, den der Schulterschluss mit ihnen bringt.
Wie ich auch immer beim Vergleich der Behandlung seitesn des Staates von linken „Terroristen“ und rechten Schlägerbanden anmerke: „Es kommt eben nicht darauf an, was du tust, sondern auch darauf, wer du bist.“