(pri) Über den Fernsehfilm »Unsere Mütter, unsere Väter«, schon bei seiner deutschen Premiere im ZDF im vergangenen März nicht unumstritten, ist jüngst aus Anlass der Ausstrahlung in Polen eine heftige Debatte entbrannt. Sie drehte und dreht sich vor allem um die Frage, inwieweit der Film eine Umdeutung der Geschichte versucht, indem er Schuld und Leid von Ursache und Wirkung des Krieges trennt. Eine solche Diskussion ist aus der Sicht jener, die Opfer grausamster deutscher Kriegführung wurden, verständlich – und geht doch an Wesentlichem vorbei. An der Tatsache vor allem, dass Kriege niemals schicksalhafte Vorgänge sind, sondern stets bewusst und absichtsvoll von Menschen gemacht werden, zur Durchsetzung eigensüchtiger Interessen, die man freilich hinter einer großen Portion Demagogie und Irreführung verbirgt.
Auch das deutsch-polnische Verhältnis war jahrzehntelang von derartigen eigensüchtigen Interessen bestimmt, wobei vor allem die Polen als die schwächere Partei zum Spielball deutscher, aber auch anderer Großnachtambitionen wurden. Die Menschen, die in diesem Spannungsfeld lebten, interessierten dabei keine der Seiten – außer dass sie mal von diesem und mal von jenem Machthaber für ihre Zwecke hergerichtet wurden. »Menschen und Mächte« – ein Text aus dem Jahre 1996, spürt dieser Tragik nach. Er kann auch heute noch einen Beitrag zur aktuellen deutsch-polnischen und polnisch-deutschen Diskussion über den zweiten Weltkrieg leisten. Was umso dringlicher ist, als Menschen immer wieder von Mächten missbraucht, gegen Nachbarn in Stellung gebracht und oft in Kriege geschickt werden, die mit ihren eigenen Interessen nichts zu tun haben. Die Schuldfrage vor allem beim kleinen Mann suchen zu wollen, bleibt in dieser Logik stecken; sie kann nur durchbrochen werden, wenn es in breiter Front gelingt, die großen Entscheider zu ächten, die Mächte über den Menschen.
Menschen und Mächte
Nach 50 Jahren kehrt Ruth Beck, vorgestern zur Siegerin und gestern zur Besiegten erklärt, in ihre einst deutsche Heimat Elsingen, das heute polnische T?ukomy, zurück und wird dort wie eine alte Freundin empfangen
In ihren Träumen hatte sie das Bild immer wieder gesehen: das kleine Haus, mit dem Erkerchen in der Mitte. Ein hoher Giebel, eine große Linde, die Ziegelmauern der Ställe daneben, der Birnbaum im Garten. Jetzt geht sie auf die Tür zu, wie im Traum. Kleine flache Mauern flankieren die beiden Stufen wie damals. Sie setzt sich, und ihre Hand streicht über den groben Putz. Sie schließt die Augen und spürt den bröckelnden Kies. Sie wacht nicht auf, es ist kein Traum.
Dann steht sie im Flur, auf den Fliesen, die sich ihrem Auge so eingeprägt hatten. Jetzt ist das bläuliche Muster verblasst, manche Vierecke mit grauem Beton ausgebessert. Ihr Zimmer – es ist ihr fremd. Die Träume sagten anderes. Aber im Hof kennt sie sich wieder aus. Da – der Keller mit seiner Außentür »Da haben die Zigeuner die Butter rausgeholt.« Wo ist der Apfelbaum, der mit den roten und grünen Äpfeln? Er ist groß und knorrig geworden und trägt kaum mehr. Die Pumpe steht noch, spendet aber kein Wasser Der Pferdestall ist auch noch da. »Darf ich mal reingehen? Hier war die Häckselkiste. Und da hinter der Scheune, ein Reihe Pflaumen. Es ist alles noch … « Sie holt tief Luft, die Augen schwimmen: »Ein Stück Heimat.«
Ruth Beck¹ wischt die Tränen weg und läuft weiter. Ruhelos, als könnten ihre Erinnerungen vergehen, sie etwas aus ihren Träumen nicht wiederfinden. Im Garten stampft sie eine Kartoffelreihe hinunter, Brennnesseln schlagen an ihre Beine. Sie verschwindet in der grellen Sonne. »Lass sie gehen«, sagt der kleine Mann, der sie eingelassen hatte. »Alte Heimat muss sie sehen.« Sie schreitet ihr Leben ab – rückwärts, zu den Wünschen und Sehnsüchten der Jugend.
Der Pole ruft seiner Frau etwas zu, und sie beginnt den Tisch zu decken, draußen, unter dem Birnbaum. Er konnte sich an die Deutsche nicht erinnern, die da so plötzlich von etwas Besitz nahm, das ihm gehörte, aber wohl auch ihr. Sie aber hatte nach einigen Fragen auf ihn gezeigt: »Du bist, Sie sind. Synnek, Söhnchen.« So hatten die Mädchen den Kleinen immer genannt. Er war 15 Jahre jünger als sie, ein Kind eben, als sie schon Frauen wurden. Jetzt hat er selbst Enkel und wohnt hier, seit sein Vater starb. Ruth weiß noch, dass der kein Bauer gewesen war, mit Stoffen und vielem anderen gehandelt hatte. Und dass Synneks Mutter gut nähen konnte, auch ihr Hochzeitskleid, 1940, da war Synnek gerade acht gewesen.
Krauses gehörten in Elsingen, das die Polen T?ukomy nannten, zu den alteingesessenen Familien. Ruth weiß nicht, seit wann sie dort lebten. Ihr Vater hatte schon vor dem Krieg den Hof ausgebaut, und noch prangt am Stall das Signum: EK – mit der Jahreszahl des Baus: 1909. Sie durften auch bleiben, als der Versailler Vertrag diesen Teil Westpreußens dem neuen Polen zuschlug. Andere, die erst zehn oder zwanzig Jahre hier waren, mussten wieder gehen. Auf 500 000 Hektar Land lösten Polen die deutschen Besitzer ab. Ruth sieht noch die vollbeladenen Pferdefuhren und erinnert sich, dass manchmal am Wegrand ein Stück zurückblieb, eine Tasse oder ein Löffel – für die Kinder aufregende Beutestücke. Von 1918 bis 1921 wanderten 600 000 Deutsche ab, bis 1926 noch einmal fast 200 000.
Die kleine Ruth merkte davon nicht viel. Ihre Freundinnen sprachen Deutsch oder Polnisch, Janina, Zygmunt oder Dominik waren für sie normale Namen. Sie besuchte eine deutsche Schule, die allerdings wie Hunderte andere Anfang der 30er Jahre geschlossen wurde. Die Polonisierung verlief in T?ukomy sanft, fast unbemerkt; die ansässigen Deutschen sollten assimiliert werden, und nicht wenige waren dazu bereit. Ruths Bruder Arthur spielte in der deutsch-polnischen Blaskapelle, und wenn Kreude gekocht wurde, ein würziges Mus aus Zuckerrüben, dann liehen sich die deutschen und polnischen Nachbarn gegenseitig ihre Kessel.
Schon ein gutes Dutzend Kilometer weiter, in Dworczakowo, südlich der Netze, war das anders. Hier lebten fast nur Deutsche, die ihren Ort Hoffmannsdorf nannten und in den langen Häuserreihen dieses Straßendorfes keinen »Polacken« haben wollten. Als der polnische Bürgermeister in die Schule zog und einige Landsleute mitbrachte, kam es fast zum Aufstand. Einer der deutschen Bauern war so aufgebracht, dass der Bürgermeister die Pistole zog und einen Warnschuss über ihn hinweg feuerte.
Aus Hoffmannsdorf kam auch Gustav, der Sohn jenes stolzen Bauern, der sich unter dem Pistolenschuss duckte. Er hatte bald ein Auge auf Ruth, die blonde Elsingener Schönheit, geworfen. Auf der kleinen Treppe, auf der sie sich jetzt des Wachseins versichert hatte, saßen sie damals. Als er später ging, vergaß er seine Galoschen. »Der hat mit Wiederkommen gerechnet«, sagte der Vater. Und behielt recht. Auch davon hat Ruth mehr als ein halbes Jahrhundert geträumt.
»Hier war es. Hier muss es gewesen sein.« Sie streckt den Arm aus, zeigt auf ein graues Wartehäuschen, ein einsamer Baum daneben. Von der ausgefahrenen Schotterstraße geht ein Hohlweg ab, mit zwei tiefen Furchen, dazwischen wächst Gras. Ruths Gesicht glüht. »Hier habe ich auf den Gutti gewartet. Ich war ihm entgegengefahren und sah ihn kommen. Ich wollte mich verstecken.« Sie und Gustav hatten sich damals, im Oktober 1940, verabredet, um nach Wissek zu fahren. Sie wollten das Aufgebot für ihre Hochzeit bestellen. Sie kauerte sich, und dann kam er angejagt, konnte es nicht eilig genug haben und raste vorbei. Ruth sprang auf die Straße, winkte und rief, aber er sah und hörte nichts. »Ich habe ihn erst am Rathaus wieder gesehen.«
Das ist in Erinnerung geblieben – viel mehr als alles andere. Im September 1939 hatten deutsche Soldaten Polen überrannt und schnell zur Kapitulation gezwungen. Wissek, dieses kleine Provinzstädtchen, hatte Ruth bis dahin nur als Wysoka gekannt, aber nun waren dieser Ort und noch viel mehr dem Deutschen Reich eingegliedert worden – als Reichsgau Danzig-Westpreußen. Jene Deutschen, die 21 Jahre unter polnischer Regierung gelebt hatten, konnten den Spieß umdrehen. Und sie taten es gründlich. Bis zum 26. Oktober 1939 fanden 764 Exekutionen statt. In acht Wochen starben 20 000 Polen.
Wer dem ersten Ausrottungsfeldzug entging, wurde von den Höfen vertrieben, oft zur Zwangsarbeit verschleppt; viele endeten in Konzentrationslagern. Es wurde Platz für Deutsche geschaffen – auch für den jungen Gustav Beck. Ihm und seiner kleinen Familie war es zu eng auf Vaters Hof mit seinen 70 Morgen. Die Sciežkas aber, Polen, saßen noch auf ihrem mehr als doppelt so großen Anwesen in Niežychòwko, das nun wieder Waldheim hieß.
Die Gelegenheit war günstig, die Formalitäten schnell erledigt. »Polen und Juden haben sich in den eingegliederten Ostgebieten entsprechend den deutschen Gesetzen und den für sie ergangenen Anordnungen der deutschen Behörden zu verhalten«, hieß es in einer Verordnung vom Dezember 1941. Da mussten sich die Sciežkas fügen, aber wohl war Gustav Beck dabei nicht. Er überließ dem Polen immerhin sein früheres, schlechteres Land in Hoffmannsdorf – eine Geste zwar, aber ohne Folgen, denn seine deutschen Landsleute vertrieben ihn auch von dort.
Er ließ auch einige der zehn Sciežka-Kinder auf seinem, ihrem ehemaligen Hof arbeiten – als Knechte, Mägde, Saisonarbeiter. Aber ansonsten? Ruth senkt den Kopf. So waren eben die Verhältnisse. Sie hörten davon, dass der polnische Förster erschossen worden war. Er hatte nie etwas gegen die Deutschen gehabt, gehörte aber zur Oberschicht des Landes und damit zu den »radikalen polnischen Elementen«, die auszurotten seien. Sie erfuhren, dass immer wieder Polen verschleppt wurden; auch Zygmunt Sciežka wurde von ihrem Hof geholt, und sie konnten ihn nicht schützen.
Die Polen sprachen nicht viel über ihr Leid; es wäre ihnen auch nicht gut bekommen. Die Deutschen, sofern sie nicht eifrig mittaten, sahen weg und wollten nichts wissen. Aber sie lebten zusammen, und das geht an keinem spurlos vorüber. Gustav, der auch gern gesehen hätte, was aus seiner Heimat geworden ist, hat es nie vermocht, den Polen wieder in die Augen zu schauen. Er nahm seine Scham mit ins Grab.
Aber bei Ruth war die Sehnsucht größer als alle unbehaglichen Gefühle. Sie hatte doch niemandem etwas getan, hatte den Sciežka-Kindern, viele in ihrem Alter, sogar manchmal ein wenig beigestanden. Wenn ihre Schwiegermutter Valerie diese wieder einmal besonders herrisch herumkommandiert hatte, kamen sie und beschwerten sich bei ihr. Sie steckten auch sonst die Köpfe oft zusammen, wie 20jährige eben, die ihre kleinen Freuden und Leiden miteinander teilen.
Aber als Ruth jetzt plötzlich vor jenem Sciežka-Haus steht, zittern ihr doch die Knie: War das nicht der alte Sciežka? Ein abgearbeiteter Mann mit gelichtetem Haar, ausgemergelt, schlurft heran. Ruth vergisst Zeit und Raum. Sie wagt ihn nicht anszusprechen. »Ist der Opa noch da?« fragt sie einen Jungen, der die Fremde neugierig mustert, und dann, als der Alte vor ihr steht, verwirrt: »Leben sie noch?«
Er sieht dem Vater ähnlich, denn er ist das jüngste seiner zehn Kinder, von denen nicht einmal mehr die Hälfte lebt. Vor 50 Jahren war er mit seinem Vater auf den Hof zurückgekehrt. Er kennt die Deutsche nicht, die da vor ihm steht, aber er bittet sie herein. Wieder steht der schwarze Kaffee auf dem Tisch, Fotos werden hervorgekramt. Die Familie Sciežka bei einer Hochzeit, vor Ruths altem Haus, das inzwischen einem neuen Platz gemacht hat. Sie erkennt die Alten wieder, sucht die zehn Kinder.
Zygmunt kam aus deutscher Fremdarbeit nicht wieder, Dominik, den sie Minuch nannten und der am Ende mit den Deutschen auf die Flucht gen Westen ging, weil seine Familie durch Tod, Verschleppung, Flucht zerstoben war und er Angst vor den Russen hatte, war gestorben, andere waren im Krieg geblieben. Ruth zeigt auf dem Foto ein Mädchen. Die Janina, die älteste der Sciežkas, nur drei Jahre jünger als Ruth. Sie lebt noch, in Jeziorki. »Der hätte nicht kommen brauchen, der Krieg, nicht wahr?« sagt Ruth und denkt auch an den Bahnhof in Bia?osliwie, von dem noch im März 1944 ihr Gustav in den Krieg zog.
Die Sciežkas schweigen. Auch ihnen hat der Krieg Leid gebracht, sein Ende aber Befreiung von einem Joch, ein Stück Gerechtigkeit. Sie konnten wieder Polen sein und zurück auf ihren Hof. Damals mussten die Deutschen gehen. Im Januar 1945, zwei Tage nach Gustavs Geburtstag, kam abends der Bürgermeister »Ich saß im Zimmer und wärmte mir am Ofen die Füße. Er sagte, wir müssten gleich anspannen und weg. Noch in der Nacht haben wir den Wagen vollgepackt und sind losgezogen. Valerie hatte noch Brot eingesäuert …«
Die meisten Deutschen – zwei Millionen in ganz Polen – waren geflohen, viele wussten wohl warum. Wer in Elsingen, das nun wieder T?ukomy hieß, blieb, wurde interniert und zur Arbeit verpflichtet. Sie mussten jene Polen, die von den Nazis umgebracht und irgendwo verscharrt worden waren, ausgraben, damit sie würdig bestattet werden konnten. Sie mussten zerstörte Gebäude wieder aufbauen und wurden später, nach der Potsdamer Konferenz, ausgewiesen – manche meinen heute: vertrieben. Auch sie sprechen ungern davon, was ihnen zustieß.
7,5 Millionen Deutsche siedelten nach Westen um und bauten eine neue Existenz auf – auch Ruth Beck mit Kindern und Schwiegermutter, ihr Gustav war in amerikanischer Gefangenschaft. Lange hatte sie kaum Zeit und Nerven, an die »alte Heimat« zu denken, aber dann kam doch die Sehnsucht. Bei Janina, der 75jährigen Freundin, würde sie gern die früheren Zeiten wiederfinden. Sie zupfte an der Bluse, strich über die Arme der kleinen, krummen Greisin, als wolle sie die alte Vertrautheit zurückholen, die kichernde Intimität der jungen Mädchen, die sich ihre Geheimnisse erzählten.
Aber für Janina ist die Vergangenheit keine Sentimentalität wert, nichts, was ein Schwelgen in Erinnerungen lohnt. Sie lebt in der Gegenwart und freut sich über das, was ihre Familie schafft, was Polen heute aus ihrem Land machen. Sie geht mit Ruth durch die Ställe des Sohnes, wo die Bullen in Reih und Glied stehen, führt sie auf die Baustelle eines neuen Hauses, spricht von Enkeln, die in Deutschland jobben, bei der Erdbeer- und der Apfelernte. Als Ruth von Elsingen spricht, von Hoffmannsdorf und Waldheim, leise, zögernd, lacht Janina: »Es ist kein Kommunismus mehr, es rollt kein Stein mehr, wenn man Deutsch spricht.« Ruth ist nicht mit dem Zollstock in der Hand und dem Besitztitel in der Tasche gekommen. Sie ist willkommen.
Dann fährt die bald 80jährige zurück in ihr Dorf in Deutschland, zufrieden und erleichtert. Zwar war nicht alles, was sie sah, so wie in ihren Träumen, aber es war noch da, und es wurde genutzt. »Gute Leute sind dort jetzt«, sagt sie, und sie meint: Sie halten in Ehren, was ihr teuer war. Das Land gehörte mal dem und mal jenem. In den Amtsstuben wurde mal Deutsch und mal Polnisch gesprochen. Wer heute Sieger war, konnte morgen Besiegter sein – und umgekehrt. Sieger waren selten gerecht, und manche vergaßen gar alle Moral und Menschlichkeit. Besiegte fügten sich zumeist und hofften auf bessere Zeiten. Dazwischen aber blieb etwas bei den Menschen, das alle Umbrüche überdauerte. Ruth kann es nicht benennen, aber irgendwie macht sie nach 50 Jahren die Wirklichkeit frei. Sicher ein letztes Mal fährt sie durch Wysoka, vorbei am kleinen Rathaus, das beinahe noch aussieht wie damals, mit seinen braun-verwaschenen Ziegelmauern und dem grauen Dach. Den schmutzig-weißen Obelisken davor hatte es nicht gegeben, als sie hinter ihrem Gutti her zum Standesamt fuhr. Ein sowjetisches Kriegerdenkmal, einst auch Symbol von Siegern. Wo aber einmal Hammer und Sichel prangten, sind nur noch die hellen Umrisse zu sehen. Dauerhafte Siege kennt die Geschichte nicht.
¹ Namen von der Redaktion geändert.
Erschienen in: »Neues Deutschland« vom 28. Dezember 1996
Die Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Südosteuropa ist ein singuläres Ereignis.
Diese größte Völkerwanderung im 20. Jahrhundert ist sehr genau, mit Namen und Adressen, in Deutschland nach 1945 dokumentiert worden und für Jedermann einsehbar. Da noch zahlreiche Zeitzeugen vorhanden sind, bleibt dieser Vorgang ein Reizthema in allen betroffenen Regionen Europas. Doch diese Diskussion ist notwendig.
Geschichte kann nur ohne „wenn“ und „aber“ vermittelt werden, sonst wird sie als Wissenschaft unglaubwürdig.