Russland hat jetzt die »Anti-Terror-Operation« in Tschetschenien für beendet erklärt und damit der Öffentlichkeit signalisiert, dass nach seiner Einschätzung das Land nach zehnjährigem Krieg befriedet wurde. Man kann daran mit gutem Grund seine Zweifel haben, und die hiesigen Medien artikulieren diese auch wortreich – vor allem wohl aus dem alten antisowjetischen Komplex aus Zeiten des kalten Krieges, der umstandslos auf Russland übertragen wurde, ein wenig aber vielleicht auch aus Neid.
Denn bei aller Relativität der tschetschenischen »Befriedung« ist dennoch allseits unbestritten, dass die Lage in Tschetschenien mit jener vor einigen Jahren nicht mehr zu vergleichen ist. Die Zahl der Anschläge ist fast auf null zurückgegangen, die einst fast völlig zerstörte Hauptstadt Grosny wurde wieder aufgebaut und zeigt nur noch wenige Spuren des Krieges, die »Warlords« aus dem Kaukasus wurde vom derzeitigen Präsidenten Kadyrow weitgehend eingebunden und haben den bewaffneten Kampf zurückgestellt. Einen solchen Zustand würden sich die USA und der gesamte Westen für Afghanistan, wo sie im Anti-Terror-Krieg stehen, sehnlichst wünschen, sind davon aber gegenwärtig weiter entfernt denn je.
Deshalb hilft es wenig, wenn der Westen auf die Entwicklung in Tschetschenien ziemlich säuerlich reagiert; besser wäre es ohne Zweifel, wenn man vom russischen Vorgehen lernte und dabei versuchte, Einiges noch besser zu machen. Denn im Grunde genommen ist die für Afghanistan zumindest jetzt favorisierte Strategie die Gleiche wie jene der Russen in Tschetschenien, sie wird nur nicht konsequent umgesetzt. Zwar führte Russland die Kämpfe stets brutal weiter, was der Westen in Afghanistan ebenso macht, aber gleichzeitig wurde mit umfangreichen Mitteln der zivile Aufbau Tschetscheniens in Angriff genommen. Die Erfolge sind unübersehbar und haben den dortigen Kriegsfürsten einen erheblichen Teil ihrer Gefolgschaft genommen. USA und NATO vernachlässigten bis heute diese zweite Säule einer Befriedigung und kommen damit beim Kampf gegen die Taliban keinen Schritt weiter. Sie sind sich auch uneinig über den Umgang mit den »Warlords« am Hindukusch, während Kadyrow die des Kaukasus mit Posten und Pfründen auf seine Seite zog und damit die Kriegsadern stark ausblutete.
Der Kampf gegen den Terror, den westliche Agitatoren nur als gegen das »Abendland« gerichtet wahrnehmen, während sie aus Terroristen in Russland trotz deren Anschlägen auf ein Musicaltheater in Moskau und eine Schule in Beslan gern »Freiheitskämpfer« machen und gegenüber tschetschenischem Terror Sanftmut bis zur Selbstverleugnung entgegenbringen, verlangt einerseits Konsequenz gegen jederlei Terror, auch gegen den, dem die einstigen Feinde ausgesetzt sind. Und andererseits erfordert er Realismus über das wahre Kräfteverhältnis statt Wunschdenken. Dieser Realismus schließt ein, dass letztlich gegen örtliche Machthaber, die die der Bevölkerung als die Ihrigen vertraut sind und sie zugleich mit Zuckerbrot wie Peitsche auf ihrer Seite halten können, kein Kraut gewachsen ist. Da hilft nur das Arrangement, bei dem allerdings das eigentliche Ziel – hier die Beendigung des Krieges – nicht aus dem Blick geraten darf. Alles andere ist dann Verhandlungssache, was natürlich schmerzhafte Kompromisse einschließen kann.
Inwieweit das Russland in Tschetschenien tatsächlich gelungen ist, wird die Zukunft zeigen. Dass man auf diesem Wege vorankam, ist aber offensichtlich. Und man kann dem Westen nur wünschen, dass er dereinst Ähnliches vermelden kann. Bleibt er jedoch bei seiner hochmütigen und arroganten Haltung gegenüber den Problemen, ist damit in absehbarer Zeit nicht zu rechnen.
Ob Rußland freilich gegenüber den Tschetschenen weniger hochmütig und arrogant in den geschlagene zehn Jahre andauernden militärischen Verwicklungen und verlustreichen kriegerischen Auseinandersetzungen zu Werke gegangen ist, als dies die westlichen Mächte anderswo zu tun pflegen, könnte man aber vielleicht bezweifeln.
Hervorzuheben ist aber sicherlich die im Vergleich andersartige Weise, wie hierzulande mit US-amerikanischen und NATO-Aggressionen in den Medien und der veröffentlichten Meinung umgegangen wird. Das alteingefahrene „Freund-Feind“-Schema des Kalten Krieges zwischen kapitalistischer und kommunistischer Welt scheint nach wie vor präsent zu sein.
Von Russland lernen? Sie Idiot, Sie! Ich denke, Sie haben da etwas nicht ganz richtig verstanden. Woher beziehen Sie Ihre armseligen Kenntnisse? Keine Zeitung, nicht einmal die BILD, druckt diesen Scheiß, den Sie da oben verzapfen.
@ Hans
Dass Sie kein einziges Argument gegen meine Darstellung ins Feld führen, spricht ebenso wie die richtig erkannte Tatsache, dass die BILD so etwas niemals drucken würde, wohl eher für als gegen mich.